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Die Höhlen von Toirano

 

So manche Höhle kommt in der Beschreibung weit unter ihrem Wert weg. In dem DUMONT-Reiseführer "Italienische Riviera" heißt es da: "Die ausgedehnten Höhlen in schöner Felslandschaft sind auf geführten Rundgängen von 70 Min. Dauer zugänglich. Neben INTERESSANTEN TROPFSTEINFORMATIONEN, kleinen Grottenseen und korallenförmigen Steingebilden finden sich als besondere Attraktionen 12 000 Jahre alte menschliche Fußspuren sowie die Knochen eines riesigen, aufgerichtet fast 3 m großen Höhlenbären."

 

Tatsächlich ist hier ein Blick auf Tropfsteine möglich, die normalerweise nie jemand zu sehen bekommen würde. Im "Antro die Cibele" wurde ein bei der Entdeckung noch vollkommen mit Wasser gefüllter Raum angetroffen, der erst später entleert wurde und der heute trocken zugänglich ist. Auf italienisch heißt das, was man da dann sieht "concrezioni mamellonari", unglaubliche gelbliche Gebilde, die an riesige hängende Penisse erinnern, und die eben nur unter Wasser entstehen. Ein echtes Naturwunder.

Auf der 1300 m langen Reise durch die Unterwelt, die heute möglich ist, nachdem mehrere Tunnels die Verbindung zwischen drei vorher voneinander getrennten Höhlen ermöglichten, sieht der Besucher noch mehr Erstaunliches: Wohl nur ein einziges Mal vor Tausenden vor Jahren ist eine kleine Gruppe von Menschen in dieser Höhle schon unterwegs gewesen. Merken tun wir das heute nur noch an deren Spuren, hier der Abdruck eines nackten Fußes, dort griffen die Finger in den Lehm, dort drückte sich ein Knie in den weichen Boden. Auch Höhlenbären kamen hier herein, hinterließen Tatzenspuren, zogen Rillen mit ihren Krallen an den Wänden, verendeten in der Höhle und sind heute im "Cimitero degli Orsi" noch zu sehen.

Sinterformen gibt es überall in der Höhle, den gesamten klassischen Formenschatz und noch mehr. Kulminieren tun sich die Säulen im Pantheon, wo sie groß und frei dastehen, eine davon abgebrochen durch die Kräfte der Natur. Besonders reizvoll sind die Stalagmiten und -titen, die in frühere und heutige Wasserbecken hin- oder herausragen und oft Verbreiterungen an den Rändern bekommen haben. Höchst ungewöhnliche Gebilde sind so entstanden. Erwähnen muß man natürlich auch die vielen Aragonitblumen und Kristallausblühungen jenseits des Pozzo del Ade, die ihresgleichen suchen.

 

Auch der Akustik sei hier ein Wort gewidmet. Auf der "Orgel", italienisch "'Organo", spielt der Führer ein richtiges Musikstück, das die kleinen Sinterfahnen, die er da anschlägt, richtig zum Klingen bringt. Im Ramo fossile der Grotta inferiore di Santa Lucia kommt man an einem Holzpodium vorbei, das den Ort markiert, wo im Sommer wegen der sehr guten Akustik dort regelmäßig Musikaufführungen in der Höhle stattfinden.

 

Es gibt noch zwei weitere Höhlen in dem Areal der Toiranohöhlen. Die Grotta di Santa Lucia mit ihrer alten Höhlenkirche ist sehr oft geschlossen. Ein alter Steinweg führt hinauf zum Tor durch das meist nur ein Blick auf das Kirchenportal möglich ist. Unterwegs kommt kommt man an einigen Eisenleitern vorbei. Folgt man denen aufwärts, dann gelangt man einiger Kletterei mit Leitern und Seilsicherung hinauf zum Eingang der Grotta del Colombo, der ebenfalls durch ein Gitter verschlossen ist.

http://www.toiranogrotte.it/